Forum 12: Demokratisierung der Wirtschaft

Den Gewerkschaften ist immer bewusst gewe­sen, dass eine ent­wi­ckelte demo­kra­ti­sche Gesellschaft auch eine Demokratisierung der Wirtschaft, dem Kernbereich gesell­schaft­li­cher Macht, erfor­dert. Auf gesell­schaft­li­cher Ebene bedingt dies ein ver­än­der­tes Verhältnis von Politik und Öko­no­mie. Die Politik muss in der Lage sein, der Öko­no­mie Ziele und Regeln zu set­zen und ihre Richtung bestim­men. In den Betrieben geht es darum, dass die Beschäftigten die Perspektiven ihres Unternehmens, ihrer Branche oder ihrer Region mit­be­stim­men kön­nen. Dazu muss es ihnen mög­lich sein, Einfluss auf Investitionsentscheidungen zu nehmen.

In jeder Etappe kapi­ta­lis­ti­scher Entwicklung stellt sich die Frage einer Demokratisierung der Wirtschaft in neuer Form. Sie hat heute wie­der an Aktualität gewon­nen. Ein wesent­li­cher Faktor ist das Verhalten finanz­markt­ge­trie­be­ner Investoren, die durch die Erwartung kurz­fris­ti­ger, hoher Renditen die Zukunft von Betrieben bedro­hen oder sogar ver­su­chen, die ledig­lich vor­han­dene Substanz aus­zu­schlach­ten. In der Finanzmarktkrise in den Jahren 2008/2009 wurde deut­lich, wie wich­tig demo­kra­ti­sche Einflussmöglichkeiten der Gewerkschaften und der betrieb­li­chen Interessenvertreter für die Sicherung von Arbeitsplätzen und eine sta­bile Beschäftigungspolitik sind. Der bevor­ste­hende öko­lo­gi­sche Wirtschaftsumbau ist sicher­lich die größte Herausforderung. Er kann nur sozial gerecht und mit der nöti­gen Verankerung in der Bevölkerung über eine inten­sive demo­kra­ti­sche Beteiligung der Beschäftigten in den Betrieben gestal­tet werden.

Heute geht es nicht darum, Modelle für eine ferne Zukunft zu kon­stru­ie­ren, son­dern nach rea­lis­ti­schen Chancen für mög­li­che Einflusswege auf Investitionsentscheidungen zu suchen. Dabei kommt es weni­ger auf Eigentumstitel, son­dern auf das Zusammenspiel von durch­set­zungs­fä­hi­ger Betriebspolitik, gewerk­schaft­li­cher Organisationsmacht und insti­tu­tio­nel­len Absicherungen an. Es geht nicht um for­melle son­dern wirk­li­che, von den Menschen getra­gene Vergesellschaftung.

Dazu spre­chen fol­gende Experten:

Ein Gedanke zu “Forum 12: Demokratisierung der Wirtschaft

  1. Tarifautonomie, Betriebsverfassung und Unternehmensmitbestimmung sind die Kernelemente demo­kra­ti­scher Einflussnahme in der deut­schen Wirtschaft. Für die deut­schen Gewerkschaften sind diese Elemente von zen­tra­ler Wichtigkeit. Sie haben ent­schei­dende Bedeutung für Mitgliederentwicklung und Durchsetzungsfähigkeit. DGB, IG Metall und die ande­ren Einzelgewerkschaften sind des­halb auf­ge­for­dert, sich selbst Rechenschaft abzu­le­gen über den Zustand die­ser demo­kra­ti­schen Ansätze, ihre Schwächen und Begrenzungen, die Möglichkeiten ihrer Verteidigung und Weiterentwicklung, in natio­na­ler ebenso wie in euro­päi­scher Dimension.
    Ich will in die­sem Zusammenhang hin­wei­sen auf das Memorandum des Ökumenisch-Sozialethischen Arbeitskreises HÖCHSTE ZEIT FÜR MEHR RECHTE AUS ARBEIT, das Berthold Huber vor weni­gen Wochen über­reicht wor­den ist und von der Web-Site der IGM her­un­ter­ge­la­den wer­den kann: http://www.igmetall.de/cps/rde/xchg/internet/style.xsl/mitbestimmungs-memorandum-10621.htm