Der vor 13 Jahren eingeführte Mindestlohn in Großbritannien hat sich nicht auf die Arbeitsplätze ausgewirkt, erklärt Lionel Fulton vom gewerkschaftsnahen Labour Research Department in London. Er habe geholfen, die "Lohndiskriminierung" bestimmter Gruppen zu beenden.
Die britischen Erfahrungen mit dem Mindestlohn seien überwiegend positiv, konstatiert Fulton. Selbst das konservative Lager akzeptiere ihn mittlerweile.
Derzeit beträgt der flächendeckende britische Mindestlohn sieben Euro pro Stunde. Ohne Abwertung des britischen Pfunds käme er auf 8,88 Euro und wäre damit vergleichbar mit den Mindestlöhnen in den anderen westeuropäischen Ländern.
Der in Euro gemessene Betrag wird stark durch den Wechselkurs des britischen Pfundes verzerrt, das seit 2007 gegenüber dem Euro um fast 30 Prozent abgewertet wurde.
In Großbritannien beschäftigen sich seit längerem Wissenschaftler mit der Frage, wie der nationale Mindestlohn den Arbeitsmarkt beeinflusst hat. Forscher vom Royal Holloway College der University of London kamen zu folgendem Ergebnis:
Bislang sind keinerlei Jobs verloren gegangen. Britische Unternehmen haben die Einführung des Mindestlohns 1999 und dessen jährliche Erhöhungen gut verkraftet. Der Einfluss der Lohnuntergrenze auf den Arbeitsmarkt ist neutral bis positiv. Von 2004 bis 2006 sorgte sie sogar für mehr Arbeitsplätze. Der Trend zu immer ungleicheren Löhnen konnte gestoppt werden, die Einkommen in den Niedriglohnbereichen sind gestiegen. Gerade dort, wo besonders viele Beschäftigte einen Mindestlohn bekommen, nahm auch die Ungleichheit bei den Löhnen ab.
Fazit: Seit dem eingeführten Mindestlohn nahm die Ungleichheit in Großbritannien systematisch ab. Dazu weiterführend:
- Mindestlohn in Großbritannien: Löhne und Jobs stabilisiert.
Böckler Impuls, Ausgabe 19/2011