Berlin - Unter dem Motto "Kurswechsel für ein gutes Leben" diskutiert die IG Metall mit über 800 Teilnehmern aus aller Welt Alternativen zum finanzmarktgetriebenen Kapitalismus. "Wir befinden uns in einer Richtungsauseinandersetzung. Ökonomie ist kein Selbstzweck, sie hat den Bedürfnissen der Menschen zu dienen. Die Beschäftigten dürfen nicht zur Manövriermasse der Wirtschaft werden", sagte Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Mittwoch in Berlin.
Für die IG Metall sind gute Arbeitsplätze und der ökologische Umbau der Industrie dabei ebenso zentrale Elemente des Kurswechsels wie die Regulierung der Finanzmärkte und eine demokratische Wirtschaft. "Wenn die Menschen weiter das Vertrauen verlieren, dass es politische Gestaltungsmöglichkeiten gegen wirtschaftliche Interessen gibt, dann ist es nicht gut um unsere Demokratie bestellt", sagte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, zur Eröffnung des internationalen IG Metall-Kongresses. Kurzfristiges Gewinndenken und überhöhte Renditeerwartungen hätten weltweit und auch in Deutschland zur Folge, dass prekäre Arbeitsverhältnisse rapide zunehmen, Standorte gegeneinander ausgespielt würden und Politik und Wirtschaft soziale Verantwortung zunehmend verweigerten. "Wir haben uns dem an vielen Stellen erfolgreich entgegengesetzt, vor allem auf tarif- und betriebspolitischer Ebene. Wir wissen aber auch: Das können wir nicht alleine durchsetzen. Es wird Zeit, dass die Politik der Wirtschaft Ziele gibt und Regeln setzt und nicht umgekehrt", sagte Wetzel.
Als Ausgangspunkt für ein neues Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell hält die IG Metall einen breiten gesellschaftlichen Veränderungsprozess für notwendig. "Gewerkschaften können sicher dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Möglich wird er nur durch das Zusammenwirken vieler gesellschaftlicher Akteure, und wenn es uns gelingt, neoliberales Denken zu überwinden und die Alternativen bewusst zu machen", sagte Wetzel. Nicht wachsende Ungleichheit und zunehmende gesellschaftliche Spaltung dürften vorherrschen, sondern soziale Verantwortung müsse gesellschaftlicher Konsens werden. Nur wenn die Menschen Veränderungsprozesse mitgestalten könnten, sei es ihnen möglich, ein selbstbestimmtes, gutes Leben zu führen. Dazu wolle die IG Metall einen Beitrag leisten und stelle sich den entscheidenden Zukunftsfragen, sagte Wetzel.
Auf dem internationalen Kongress vom 5. bis 7. Dezember in Berlin diskutiert die IG Metall mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Gewerkschaften, Verbänden und Politik über ein neues Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell. Der Kongress steht in der Tradition der großen gesellschaftspolitischen Richtungsdebatten der IG Metall.