Berliner Erklärung: Sichere Arbeit und ökologischer Wandel

Berthold Huber Abschlussreferat Kurswechselkongress

Foto: Christian von Polentz

"Wir wer­den die Politik daran mes­sen, ob sie den Kurswechsel in Wirtschaft und Gesellschaft mit Investitionsoffensiven, siche­ren Arbeitsbedingungen und öko­lo­gi­schem Denken umsetzt", kün­digte Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall, heute in Berlin an.

Weltweite Megatrends bestim­men heute die Arbeits- und Lebenssituation der Menschen. Obwohl die Situation in Brasilien, Spanien, Nigeria, Pakistan und in Deutschland unter­schied­lich ist - die Probleme müs­sen gemein­sam ange­gan­gen und bewäl­tigt wer­den. Das geht nur mit einem grund­le­gen­den Politikwechsel, stellte Berthold Huber, der Erste Vorsitzende der IG Metall, am Freitag in Berlin fest. Dort ging der drei­tä­gige inter­na­tio­nale Kongress der IG Metall "Kurswechsel für ein Gutes Leben" zu Ende.

"Wir wer­den die Politik daran mes­sen, ob sie den Kurswechsel in Wirtschaft und Gesellschaft mit Investitionsoffensiven, siche­ren Arbeitsbedingungen und öko­lo­gi­schem Denken umsetzt", sagte Huber. Gute und sichere Arbeit ist unab­ding­bar. Nur dann kön­nen Beschäftigte die für erfolg­rei­ches Wirtschaften not­wen­di­gen Innovationen ent­wi­ckeln. Und dass weit­ge­hende tech­no­lo­gi­sche Innovationen unab­ding­bar sind, um den öko­lo­gi­schen Umbau der Industrie vor­an­zu­trei­ben, darin waren sich die Teilnehmer des IG Metall Kongresses "Kurswechsel für ein Gutes Leben" einig. Nur wenn es gelingt, über aktive Industriepolitik die Wertschöpfung aus­zu­bauen und sie neu, öko­lo­gisch zu gestal­ten, kann lang­fris­tig Wohlstand gesi­chert werden.

Industrie öko­lo­gisch umbauen
Der öko­lo­gi­sche Umbau der Industrie darf nicht län­ger auf­ge­scho­ben wer­den. Die IG Metall for­dert daher für Deutschland fle­xi­ble Sonderabschreibungen von 50 Prozent auf öko­lo­gi­sche Investitionen. Hinzu kommt ein Zukunftsinvestitionsprogramm, mit dem erneu­er­bare Energien zur Leittechnologie gemacht wer­den. Dazu gehört auch, dass Energieeffizienz und Energiesysteme moder­ni­siert wer­den. Steueranreize kön­nen zudem pri­vate Investitionen in die Erneuerung von Heizungsanlagen oder in die ener­ge­ti­sche Gebäudesanierung erhöhen.

Um ver­stärkt Investitionen in die Energiewende in Deutschland zu ermög­li­chen, for­dert die IG Metall eine Vermögensabgabe von jähr­lich zwei Prozent auf alle Vermögen von mehr als einer Million Euro für 20 Jahre. Deutschland hat einen ekla­tan­ten Nachholbedarf an öffent­li­chen Investitionen. Mit die­ser Vermögensabgabe wür­den jähr­lich rund 20 Milliarden Euro frei, die unter ande­rem in die Energiewende inves­tiert wer­den könn­ten. Europaweit könn­ten für die Energiewende die Mittel aus der Finanztransaktionssteuer auf­ge­wen­det wer­den. Die öko­lo­gi­sche Industrie muss end­lich Aufwind bekommen.

Doch eine "Demokratie ist erst dann voll­stän­dig und leben­dig, wenn sie auch in den Betrieben herrscht", so Berthold Huber. Die IG Metall for­dert daher eine Mitbestimmungsinitiative, die Arbeitnehmerrechte aus­wei­tet. Nicht nur in Großbetrieben, son­dern auch in Betrieben klei­ner und mitt­le­rer Größe. Der welt­weite Trend hin zu pre­kä­rer Arbeit muss gestoppt wer­den. "Wir for­dern in Deutschland einen gesetz­li­chen Mindestlohn, den Abbau pre­kä­rer Beschäftigung, die Regulierung der Leiharbeit und eine Qualifizierungsoffensive ange­sichts des Fachkräftemangels".

Bildungspolitisches Sonderprogramm
Ein gro­ßes Problem ist die Jugendarbeitslosigkeit. Eine Arbeitslosenquote von über 50 Prozent in eini­gen Ländern Europas bei der jun­gen Generation ist empö­rend. Diese Generation droht zu einer "ver­lo­re­nen Generation" zu wer­den. Das ist nicht nur unso­zial, es ist auch aus wirt­schaft­li­chen Sicht eine Katastrophe. Pro Jahr bedeu­tet die hohe Jugendarbeitslosigkeit einen Verlust von Wirtschaftskraft von 153 Milliarden allein in Europa.

Das beste Mittel gegen diese Entwicklung ist: in Bildung inves­tie­ren und neue Arbeitsplätze schaf­fen. Für Deutschland for­dert die IG Metall daher ein bil­dungs­po­li­ti­sches Sonderprogramm in Höhe von 100 Euro pro Einwohner. Diese etwa acht Milliarden Euro sol­len den Gemeinden als Sonderinvestitionsmittel für kon­krete Bildungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden.

Zum Nachlesen:

Ein Gedanke zu “Berliner Erklärung: Sichere Arbeit und ökologischer Wandel

  1. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

    zur Berliner Erklärung: Sichere Arbeit und öko­lo­gi­scher Wandel möchte ich den Vorstand auffordern,

    den Prozeß der Diskussion um den Begriff GUTE ARBEIT ein­mal mehr auf­zu­neh­men und nicht hin­ter die Bildungsarbeit zum Beispiel der BS Pichelssee zurückzufallen.

    Die DGB-Jugend-Bewegung der 1980er Jahre hatte die Verabsolutierung des Begriffs Arbeit über­wun­den und im Feld der gewerk­schaft­li­chen Politische Bildung und Kulturbewegung um die künst­le­ri­schen Darstellungsformen gewerk­schaft­li­cher Tarifpolitik und Zukunftsperspektiven gerun­gen. Gleicher Lohn für gleich­wer­tige Arbeit, Wer nicht aus­bil­det soll zahlen-Außerbetriebliche Ausbildungszentren, Hände weg von Nicaragua, Presst keine Schwarzen aus, 35-Std.-Woche, Antifa-Mach mei­nen Kumpel nicht an, etc. sind gewerk­schafts­po­li­ti­sche Felder, die ich hier aus­ge­wählt nen­nen möchte.

    Der Vorstand hat in der Pressearbeit die appela­ti­ven Möglichkeiten unbe­dingt auf­zu­neh­men, drü­cken doch gerade (diese s. o.) Über­schrif­ten Prozesse ab. Es geht auch um eine pla­ka­tive Vermittlung sehr guter Inhalte. Wir wol­len GUTE ARBEIT - als poli­ti­sche Forderung.

    MkG
    Emanuel Malcke