Ex-Präsident Brasiliens und Metallgewerkschafter
Luiz Inácio Lula da Silva wollte es allen beweisen. Er wollte der brasilianischen Gesellschaft und der ganzen Welt zeigen, dass es ein einfacher Stahlarbeiter und Gewerkschaftsführer zum Präsidenten schaffen kann. Und nicht nur das, sondern auch dass dieser Präsident in Lage ist, einer Industrie- und Agrarnation zu wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlichem Wohlstand zu verhelfen.
Lula da Silva wuchs in einer verarmten Großfamilie auf, deren Lebenssituation ihm einen Schulbesuch unmöglich machte. Bereits mit 12 Jahren trug er durch verschiedene Jobs seinen Teil zum Familieneinkommen bei. In späteren Jahren machte er eine Ausbildung zum Metallfacharbeiter. In den regionalen Vorstand einer Metallgewerkschaft wurde Lula Ende der 60er Jahre gewählt, deren Vorsitzender er dann 1975 wurde und etwa 100.000 Metallarbeiter vertrat. Nach Gewerkschaftsaktionen und großen Streiks wurde Lula 1979 von der Militärdiktatur verhaftet. Nach seiner Entlassung gründete Lula gemeinsam mit anderen Gewerkschaftern und Vertretern sozialer Gruppen 1980 die Partido dos Trabalhadores („Partei der Arbeiter“), die nur wenig später in nahezu allen Regionen vertreten war und etwa 400.000 Mitglieder zählte.
Ab 1989 versuchte Lula Präsident zu werden. Doch erst 2002 gelang ihm tatsächlich der Wahlsieg. Vier Jahre später gewann er erneut und blieb bis 2010 im Amt. Lulas gesamte Präsidentschaft bewegte sich in einem Spannungsfeld zwischen zwei politischen Ansprüchen. Zum einen wollte Lula der weiteren Verarmung entgegentreten, was er mit einem Programm gegen Armut und Hunger und erhöhten Bildungs- und Infrastrukturausgaben auch tat. Zum anderen mussten Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Schuldentilgung erfüllt werden. Lula kam also nicht umhin, einen eher wirtschaftsliberalen Kurs einzuschlagen und auf Wachstum zu setzen. Der Aufstieg Brasiliens zu einem „Global Player“ und die Eindämmung der Armut geben Lulas politischen Mitte-Linkskurs
wohl recht, auch wenn bei Weitem nicht alle Probleme Brasiliens überwunden wurden.