London School of Economics and Political Science, England
Richard Hyman erforscht und vergleicht seit vielen Jahren Gewerkschaftsbewegung und industrielle Beziehungen in Europa. Derzeit als emeritierter Professor an der London School of Economics. Zudem ist Richard Hyman Begründer und Herausgeber der Zeitschrift „European Journal of Industrial Relations“. Er fordert: Die Gewerkschaften dürfen nicht immer nur auf die Angriffe des neuen Finanzmarkt-Kapitalismus reagieren, sondern müssen selbst neue Visionen entwickeln, um wieder erfolgreich zu sein.
Großes Potenzial für eine solche Vision sieht Hyman in der Idee der Wirtschaftsdemokratie: Die Mehrheit der Menschen sieht, dass im derzeitigen Wirtschaftssystem immer mehr schief läuft – ein System, das nur dazu dient, die Reichen reich zu machen. Diese Menschen können die Gewerkschaften auch mobilisieren, wenn sie es schaffen, diese Idee in konkreten, einfachen Slogans zu formulieren. Etwa wie: "Sollten die Beschäftigten mitentscheiden dürfen, wofür Geld investiert wird? Oder ob Standorte geschlossen werden?"
Mit dieser Vision könnten die Gewerkschaften tatsächlich eine neue soziale Bewegung in Gang bringen, für eine alternative Wirtschaft. Allerdings müssten viele Gewerkschaften dazu wieder von ihrer etablierten, institutionalisierten Struktur wegkommen, die sie in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut haben – und zunächst selbst beweisen, dass sie demokratisch sind, um die Vision von der Demokratie in der Wirtschaft glaubhaft vertreten zu können.
Seine akademische Laufbahn begann Richard Hyman 1968 an der Universität Warwick. Damals war Hyman stark engagiert in der linken britischen Studentenbewegung. Heute sieht sich Hyman selbst als unabhängiger Linker.
Zum Weiterlesen:
Richard Hyman: “Wirtschaftsdemokratie: Eine erneut aktuelle Idee?“, in: Gegenblende. Das gewerkschaftliche Debattenmagazin des DGB, Ausg. 09 Mai/Juni 2011 [mehr...]