Den Gewerkschaften ist immer bewusst gewesen, dass eine entwickelte demokratische Gesellschaft auch eine Demokratisierung der Wirtschaft, dem Kernbereich gesellschaftlicher Macht, erfordert. Auf gesellschaftlicher Ebene bedingt dies ein verändertes Verhältnis von Politik und Ökonomie. Die Politik muss in der Lage sein, der Ökonomie Ziele und Regeln zu setzen und ihre Richtung bestimmen. In den Betrieben geht es darum, dass die Beschäftigten die Perspektiven ihres Unternehmens, ihrer Branche oder ihrer Region mitbestimmen können. Dazu muss es ihnen möglich sein, Einfluss auf Investitionsentscheidungen zu nehmen. Weiterlesen
Auf einen Blick: Die Ergebnisse des Kongresses als Broschüre
Mitbekommen, wie´s gelaufen ist: Anfang Dezember 2012 veranstaltete die IG Metall den internationalen Kongress „Kurswechsel – für ein gutes Leben“. Betriebsräte, Wissenschaftler, Politiker und Gewerkschafter aus aller Welt diskutierten über die Zukunft Deutschlands. Jetzt gibt es eine ausführliche Dokumentation über die Themen und Diskussionen.
Mehr Demokratie in der Wirtschaft für eine nachhaltige Unternehmenspolitik
Im finanzmarktgetriebenen Kapitalismus werden Management-Entscheidungen immer kurzfristiger und renditeorientierter. Daher brauchen die Beschäftigten und ihre Interessenvertreter mehr Beteiligungsrechte, um die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens, Investitionen, Innovationen und Arbeitsplätze zu sichern. Dies war Thema des Forums 12 "Demokratie in der Wirtschaft" auf dem Kurswechsel-Kongress der IG Metall.
Betriebe in Belegschaftshand
Warum müssen Unternehmen von Kapitaleignern beherrscht werden? Warum nicht von den Beschäftigten?
Dazu gibt es einige Beispiele, etwa in Form von Stiftungen und Genossenschaften, die zeigen: Die Fortführung des Unternehmens durch die Belegschaft oft die bessere Alternative für die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze.
Ein großes Problem ist jedoch die Finanzierung. Um hier weiterzukommen, haben Attac, die EWR Consulting GmbH, Gewerkschafter und andere Partner die Kampagne "Betriebe in Belegschaftshand" gegründet.
Zur Webseite der Kampagne:
betriebe-in-belegschaftshand.de
Zum Nachlesen:
Eine Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung des Deutschen Gewerkschaftsbundes hat mehrere Beispiele von Betrieben in Belegschaftshand, insbesondere im Metallbereich untersucht.
Jürgen Hennemann: "Wir sollten Anteile am Unternehmen anstreben"
Jürgen Hennemann ist Betriebsratsvorsitzender des Automobilzulieferers FTE, der dreimal hintereinander an Finanzinvestoren verkauft wurde. Da Gewerkschaften und Betriebsräten oft mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr weiterkommen, fordert er, dass die Beschäftigten wirtschaftlich an Unternehmen beteiligt werden.
Eine langfristige Investitions- und Innovationspolitik interessiert die Kapitalseite heute immer weniger. Kurzer Profit ist bei den immer rascher wechselnden Eignern und Anteilseignern angesagt. Diese Erfahrung hat Jürgen Hennemann als Betriebsratsvorsitzender des Autozulieferers FTE im fränkischen Ebern gemacht: Drei Verkäufe innerhalb weniger Jahre.
Mitbestimmung im Rahmen von Wirtschaftsdemokratie
Dass die Mitbestimmung sowohl auf gesellschaftlicher ebenso wie auch auf betrieblicher Ebene ein entscheidender Eckpunkt für Wirtschaftsdemokratie ist, schreibt Helga Schwitzer auf "Gegenblende.de". Sie fordert, dass die Beschäftigten ihre Arbeitsbedingungen und die Perspektiven ihres Unternehmens, ihrer Branche oder ihrer Region mitbestimmen können. Zudem muss es ihnen möglich sein, Einfluss auf Investitionsentscheidungen zu nehmen.
Schwitzer fordert darüber hinaus eine aktive Rolle des Staates in Politik und Wirtschaft. So soll die Regierung nicht nur bei der Regulierung der Finanzmärkte aktiv in die Wirtschaft eingreifen, sondern beispielsweise auch bei der Arbeitsmarktpolitik, bei der Investitionspolitik, sowie der Regional- und Strukturpolitk. Den Artikel lesen auf "Gegenblende.de".
Economic Democracy as Opportunity for Trade Unionism
Interview with Richard Hyman, Emeritus Professor of Industrial Relations at the London School of Economics and Political Science (LTE), about his view of economic democracy and the opportunities it offers for trade unionism: it can reinvigorate trade unions as a social movement - if we formulate it concretely and ask the key questions: What do we do with money? And who decides? Why not working people?
Richard, what does economic democracy mean to you? And why should trade unions put it on top of their political agenda?
Hyman: The current economic crisis is the result of how capitalism has evolved during the last three decades. It led to an exponential rise in the incomes of the rich, who used their surplus to speculate on financial markets. The continuing outcome of the crisis is growing inequality and an increase in social exclusion. There is clearly something wrong with the system. There can be no return to "business as usual", yet neoliberalism seems stronger than ever. The idea of economic democracy offers a vision of popular empowerment which could reinvigorate trade unionism as a social movement – and help launch a struggle for a genuinely alternative economy.