In diesem Forum sollen sowohl die Entwicklung der Arbeitsbedingungen und mögliche Ansätze zu einer Wende in der Arbeitspolitik thematisiert werden. Ein zentraler Bestandteil finanzmarktgetriebener Unternehmenspolitik war die rabiate Senkung der Personalkosten und die Steigerung des Arbeitsdrucks. In vielen Bereichen kann ein arbeitspolitisches Rollback (beispielsweise die Abschaffung von Gruppenarbeit, weitere Verkürzung von Taktzeiten) beobachtet werden. Die Ausweitung von prekärer Arbeit und der Abbau sozialpolitischer Sicherungen wirkt sich ebenfalls negativ aus. Weiterlesen
Auf einen Blick: Die Ergebnisse des Kongresses als Broschüre
Mitbekommen, wie´s gelaufen ist: Anfang Dezember 2012 veranstaltete die IG Metall den internationalen Kongress „Kurswechsel – für ein gutes Leben“. Betriebsräte, Wissenschaftler, Politiker und Gewerkschafter aus aller Welt diskutierten über die Zukunft Deutschlands. Jetzt gibt es eine ausführliche Dokumentation über die Themen und Diskussionen.
Arbeit muss sich an den Menschen orientieren
Prekäre Beschäftigungen nehmen zu, die Anwesenheitskultur verfestigt sich, die Märkte üben nach unten massiven Druck aus - "gute Arbeit" wird zu einer Art Volkstraum. Zwar wird das Thema in den Medien heiß diskutiert, doch es ist mehr nötig, damit die Probleme des Individuums wieder zählen.
Unter anderem der DGB hat Beschäftigte befragt, wie es aus ihrer Sicht um die Arbeitsqualität bestellt ist. Die Ergebnisse dieser repräsentativen Befragung zeigen, dass den Menschen unter dem Druck der Märkte immer mehr abverlangt wird. Oft mehr als sie aushalten können. Parallel steigt die Unsicherheit durch prekäre Beschäftigungsverhältnisse.
Mehr Lohngerechtigkeit mit Mindestlohn
Der vor 13 Jahren eingeführte Mindestlohn in Großbritannien hat sich nicht auf die Arbeitsplätze ausgewirkt, erklärt Lionel Fulton vom gewerkschaftsnahen Labour Research Department in London. Er habe geholfen, die "Lohndiskriminierung" bestimmter Gruppen zu beenden.
Die britischen Erfahrungen mit dem Mindestlohn seien überwiegend positiv, konstatiert Fulton. Selbst das konservative Lager akzeptiere ihn mittlerweile.
Derzeit beträgt der flächendeckende britische Mindestlohn sieben Euro pro Stunde. Ohne Abwertung des britischen Pfunds käme er auf 8,88 Euro und wäre damit vergleichbar mit den Mindestlöhnen in den anderen westeuropäischen Ländern.
Mit Arbeitszeitverkürzung aus der Krise
Arbeitszeitverkürzung trägt dazu bei, Arbeitslosigkeit, prekäre und schlechte Jobs zurückzudrängen und gute Arbeit für alle zu ermöglichen, erklärt Steffen Lehndorff. Der Arbeitsmarkt- und Arbeitszeitforscher plädiert dafür, mit der „perversen Logik“ zu brechen, die Beschäftigung von der Rentabilität abhängig macht und die Richtung umzukehren: „Welche nützlichen Arbeitsplätze für welche sozialen Bedürfnisse?“
Denn, so Lehndorff, eine verkürzte Arbeitszeit gebe der freien Zeit Vorrang und fixiere sich nicht auf Produktion und Konsum. Damit entstünden neue Konsum- und Lebensweisen. Die Menschen nehmen am Leben der Stadt teil und ermöglichen es somit, die umweltpolitischen und sozialen Herausforderungen zu meistern. Weiterlesen
Qualitatives Wachstum für gute Arbeit und eine gerechte Gesellschaft
"Wir brauchen eine intensive Debatte über das, was Wohlstand ist und sein sollte", verlangen IG Metall und IG BCE in ihrem gemeinsamen Positionspapier "Qualitatives Wachstum für gute Arbeit und eine gerechte Gesellschaft". Mit ihrem nach wie vor aktuellen Positionspapier haben sie im September 2011 einen ersten gemeinsamen Beitrag zum notwendigen ökologischen und sozialen Umbau der Gesellschaft aus industrie-gewerkschaftlicher Sicht geleistet.
Ziel von IG Metall und IG BCE ist es, gezieltes Wachstum zu ermöglichen und gleichzeitig die negativen ökologischen Folgen von Wachstum zu vermeiden. Sie nennen dieses Konzept qualitatives Wachstum. Dabei geht es sowohl um die ökologische, als um die soziale und demokratische Erneuerung der Gesellschaft.
"Eurofound fügt Arbeit und Leben in Europa zu einem Gesamtbild zusammen"
Erika Mezger arbeitet für Eurofound. Sie ist dort stellvertretende Direktorin. Im Interview erklärt sie, was die Aufgaben von Eurofound sind und welche Trends zum Thema Arbeit und Leben zurzeit zu beobachten sind.
Was ist die Aufgabe von Eurofound?
Erika Mezger: Die offizielle Bezeichnung lautet ja „Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen“. Wir arbeiten also im Auftrag der EU, die uns auch das Budget zur Verfügung stellt. Es geht darum, Daten und Fakten aus der Arbeits- und Lebenswelt, den industriellen Beziehungen und dem sozialen Dialog zu sammeln und auszuwerten. Basierend auf unseren Surveys und Observatories – also Studien, Beobachtungen und Umfragen – versuchen wir auch, sich entwickelnde Trends zu antizipieren und als „Frühwarnsystem“ zu fungieren.
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