Ökonomie

Die IG Metall for­dert einen Kurswechsel der Wirtschaft. Die Debatte wird von vie­len Fragen bestimmt. Der Kongress will Antworten fin­den. Weiterlesen

Globalisierung, Wohlstandsgefälle und internationale Solidarität

Christoph Scherrer

Christoph Scherrer

Auf all­ge­meins­ter Ebene kön­nen die Auswirkungen der Globalisierung als eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse zu Gunsten der mobi­le­ren Elemente in der Gesellschaft gewer­tet wer­den. Mobilität ver­schafft den ein­zel­nen Akteuren eine wei­tere Option, näm­lich die Möglichkeit den jewei­li­gen Ort zu ver­las­sen (Exit). Dies bedeu­tet, dass sich die Angewiesenheit auf andere gesell­schaft­li­che Kräfte ver­rin­gert und ent­spre­chend die Verhandlungsmacht wächst.

Mit Ausnahme der hoch qua­li­fi­zier­ten Arbeitskräfte, die sich bei ent­spre­chen­der Mobilität ihre am Markt knap­pen Fähigkeiten gut bezah­len las­sen kön­nen, wird die Masse der Bevölkerung gleich dop­pelt nega­tiv von die­ser Kräfteverschiebung betrof­fen. Zum einen als Lohnabhängige, denn ihre fami­liä­ren Einbindungen benach­tei­li­gen sie mobi­li­täts­tech­nisch gegen­über dem Kapital. Ihnen kön­nen lohn- und arbeits­zeit­po­li­ti­sche Zugeständnisse abge­run­gen wer­den. Zum ande­ren als Bürgerinnen und Bürger ter­ri­to­ria­ler Gemeinwesen, die per Definition nicht mobil sind und somit der Exit-Optionen wenig ent­ge­gen­hal­ten kön­nen. Als sol­che steigt ihr Anteil an der Steuerlast bei gleich­zei­ti­gen staat­li­chen Leistungskürzungen.

Nur durch Absprachen zwi­schen den jeweils weni­ger mobi­len Kräften kann die­ser Kräfteverschiebung begeg­net, ein Gegeneinanderausspielen ver­hin­dert wer­den. Somit lau­tet die all­ge­meinste Antwort auf die Machtverschiebung im Zuge der Globalisierung: "Proletarier aller Länder ver­ei­nigt euch!".

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Wohlstand: Eine Verteilungsfrage

Die Reichsten wer­den immer rei­cher. Das geht aus dem vier­ten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung her­vor. Das pri­vate Nettovermögen hat sich allein zwi­schen 2007 und 2012 um 1,4 Billionen Euro erhöht - aller­dings ist der Wohlstand sehr ungleich­mä­ßig verteilt.

Infografik: Anteil der Haushalte am Nettogesamtvermögen Weiterlesen

Für eine "Internationale des Fortschritts"

Nichi Vendola

Nichi Vendola. Foto: Reuters Alessandro Garofalo

Die Parteistrukturen des 20. Jahrhunderts ent­spre­chen nicht mehr der poli­ti­schen Realität. Das ganze demo­kra­ti­sche System sei im Umbruch, sagt Nichi Vendola im Interview mit "zeit-online". Der linke Politiker aus Italien fin­det, dass poli­ti­sche Entscheidungen immer öfter außer­halb der demo­kra­tisch gewähl­ten Institutionen getrof­fen werden.

Aber auch die poli­ti­schen Ausdrucksmittel seien viel­fäl­ti­ger gewor­den, kon­sta­tiert Vendola und nennt Blogs, soziale Netzwerke und Zeltcamps von Occupy als Beispiele. Die Aufgabe der Parteien sollte es sein, sich die­sen Einflüssen mit Vertrauen zu öff­nen. "Wir soll­ten an einem inter­na­tio­na­len poli­ti­schen Netzwerk arbei­ten", sagt er und plä­diert für eine "Internationale des Fortschritts" - breit auf­ge­stellt und unideo­lo­gisch.
Zum Interview in zeit-online

Wir brauchen ein neues Konjunkturpaket

Die Euro-Krise darf auf kei­nen Fall in eine anhal­tende Rezession mün­den. Deshalb muss die Politik jetzt die rich­ti­gen Impulse set­zen und ein­grei­fen, schreibt der IG Metall-Vorsitzenede Berthold Huber in sei­nem Gastbeitrag in der "Financial Times Deutschland". Die IG Metall plä­diert für ein Maßnahmenpaket aus offen­si­ven Investitionen und Krisenschutz. Das Herzstück sind die indus­tri­elle Wertschöpfung und ihre Fortentwicklung.

"Die neoliberale Theorie hält nicht, was sie versprochen hat"

Stephan Schulmeister

Foto:Daniela Kloock

Die Preisbildung auf den Finanzmärkten nennt der Wiener Öko­nom Stephan Schulmeister kata­stro­phal. Wenn es um die Finanzierung des Gemeinwesens geht, dürfe die Zinsbildung nicht den Märkten über­las­sen blei­ben. Schulmeister macht nicht ein­zelne Akteure für die Krise ver­ant­wort­lich, son­dern die Spielanordnung. Sie müsse geän­dert wer­den.

Europa kriegt die Krise nicht in den Griff. Immer wie­der müs­sen Banken gestützt wer­den. Was läuft schief?

Stephan Schulmeister: In Europa gibt es unver­gleich­lich wenige Regulationen der Finanzmärkte. Deutlich weni­ger als in den USA. Dort hat der Kongress mit dem Frank-Dodd-Gesetz inzwi­schen eine Fülle von Vorschriften geschaf­fen. Europa tut sich viel schwe­rer damit, die Finanzmärkte zu regeln.

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Bofinger: Das Sparkonzept geht nicht auf

Mit ihrer Sparpolitik trei­ben die euro­päi­schen Regierungen die Krisenländer immer tie­fer in die Krise, warnt der Würzburger Wirtschaftswissenschaftler Peter Bofinger. Das beste Beispiel für ihn ist Griechenland. Das Land habe alle Sparanstrengungen unter­nom­men und werde den­noch von den Finanzmärkten mit immer höhe­ren Zinsen abgestraft.

Wie die Länder in Europa wie­der zu soli­den Staatsfinanzen kom­men und warum auch der deut­sche
Sparer von einer Gemeinschaftshaftung pro­fi­tiert, erklärt Bofinger in die­sem Video.

Kurswechsel: die politische Strategie

Für einen Kurswechsel brau­chen Gewerkschaften eine poli­ti­sche Strategie, die einer­seits lang­fris­tige Ziele for­mu­liert. Andererseits muss sie Gewerkschaften im Hier und Jetzt hand­lungs­fä­hig hal­ten. Wie eine sol­che Strategie aus­se­hen könnte, beschreibt Martin Allespach in einem Artikel der WSI-Nachrichten. Weiterlesen