Die Arbeitsanforderungen, die Regulierung und die gesellschaftliche Wertschätzung von Arbeit haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich verändert. Diese Entwicklung findet vor dem Hintergrund von Massenarbeitslosigkeit statt. Die Intensivierung von Arbeit hat zugenommen. Besonders die psychischen Belastungen sind gewachsen. Weiterlesen
Auf einen Blick: Die Ergebnisse des Kongresses als Broschüre
Mitbekommen, wie´s gelaufen ist: Anfang Dezember 2012 veranstaltete die IG Metall den internationalen Kongress „Kurswechsel – für ein gutes Leben“. Betriebsräte, Wissenschaftler, Politiker und Gewerkschafter aus aller Welt diskutierten über die Zukunft Deutschlands. Jetzt gibt es eine ausführliche Dokumentation über die Themen und Diskussionen.
Quo vadis Normalarbeitsverhältnis? Für eine Neuordnung des Arbeitsmarktes
Das "klassische" Normalarbeitsverhältnis steht unter Druck. Prekäre und schlecht bezahlte Arbeit beschädigen die Grundpfeiler der Arbeitsmarktordnung. Zeit für eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Wie die aussehen kann und welchen Beitrag Gewerkschaften dazu leisten können, darüber diskutierten die Teilnehmer des Kurswechsel-Kongresses im Forum „Zukunft der Arbeitsgesellschaft“.
Hat das Normalarbeitsverhältnis eine Zukunft? Mit dieser Frage eröffnete Gerhard Bosch das Forum. Der Arbeitsmarktexperte von der Universität Duisburg-Essen kommt zu dem Schluss, dass es ein ganzes Bündel an Maßnahmen braucht, um den aus den Fugen geratenen Arbeitsmarkt neu zu ordnen.
Der Staat muss sich wieder stärker in die Sozialpolitik einmischen
Jill Rubery, Professorin an der Universität Manchester, fordert in Berlin anlässlich des Kurswechselkongress einen aktiven, investierenden Sozialstaat.
Die komplexen Strukturen auf den Arbeitsmärkten wie auch die komplizierten Familienstrukturen machten dies dringend erforderlich. Nur so könne man der jungen Generation künftig eine Chance bieten.
"Wir brauchen mehr vom Sozialen in den europäischen Sozialstrukturen", erklärte die Wissenschaftlerin.
Der Sozialstaat als Faktor wirtschaftlicher Stabilität
"Wir brauchen einen anderen Kapitalismus", sagt Berthold Huber im Interview mit dem spanischen Wirtschaftsmagazin "Consejeros". Das Blatt hat den Ersten Vorsitzenden der IG Metall für seine Oktober-Ausgabe ausführlich befragt.
Huber spricht mit der Journalistin Lidia Conde auch über den "europäischen Traum" der Gewerkschaften, die Zukunft des Sozialstaates und eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Wir dokumentieren das komplette Interview auf Deutsch.
Herr Huber, brauchen wir einen neuen Kapitalismus?
Huber: Es gibt nicht „den Kapitalismus“! Der Kapitalismus hat viele Ausprägungsformen. So hat sich seit den 1930er Jahren insbesondere in den skandinavischen Staaten, aber auch darüber hinaus, ein sozialdemokratischer Reformpfad etabliert. Das war und ist auch Kapitalismus. Dieses Modell ist jedoch u.a. durch einen stark investiven Wohlfahrtsstaat geprägt. Es setzt auf Wachstum, relativ geringe Ungleichheit und strebt eine Kopplung aus sozialer Befriedung und wirtschaftlicher Effizienz an. Weiterlesen
Kurswechsel für sichere, faire und menschenwürdige Arbeit
Solidarität - das Leitmotiv für einen Kurswechsel in Politik und Gesellschaft. Mit dieser Botschaft verabschiedeten die Delegierten der IG Metall-Vertrauensleutekonferenz am 17. November 2012 in Willingen eine gesellschafts- und betriebspolitische Erklärung. Sie forderten einen Kurswechsel im Sinne der Arbeitnehmer.
Arbeit ist für Wohlstand und Entwicklung einer Gesellschaft entscheidend. Deshalb darf Arbeit nicht nicht zum Ramschwert verkauft und die Beschäftigten im Wirtschaftsprozess verschlissen werden.
Niedriglöhne sind für alle teuer
Die Zahl der Geringverdiener hat in Deutschland nicht nur stärker zugenommen als in den meisten anderen OECD-Ländern. Sie ist auch tief in das Normalarbeitsverhältnis vorgedrungen. Zu diesem Ergebnis kommt Gerhard Bosch, Arbeitsmarktexperte an der Universität Duisburg-Essen. Eine Entwicklung, die auch die deutsche Wirtschaft auf Dauer gefährdet.
Herr Bosch, Sie haben sich angeschaut, wie sich unsichere und schlecht bezahlte Arbeit in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt hat. Was ist Ihnen dabei aufgefallen?
Gerhard Bosch: Seit Mitte der 90er-Jahre hat diese Form der Beschäftigung deutlich zugenommen. In Deutschland ist die Zahl der Geringverdiener unter allen OECD-Ländern am stärksten gestiegen. Es gibt aber eine zweite bedrohliche Entwicklung: Unsichere und schlecht bezahlte Arbeit dringt inzwischen tief in das Normalarbeitsverhältnis vor. Sie wirkt wie ein Sog auf alle Löhne - bis in die mittleren Einkommen hinein. Zwar gingen die Reallöhne im unteren Drittel am stärksten zurück. Aber auch im mittleren Drittel sanken sie. Lediglich das oberste Drittel blieb von dieser Sogwirkung bislang verschont.
Warum Leiharbeit besser geregelt werden muss
Die Zahl der Leiharbeiter in Deutschland steigt: Rund eine Million Menschen arbeiten in dieser Art prekärer Beschäftigung, die viele Nachteile hat. Und zwar nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die deutsche Wirtschaft und die deutschen Steuerzahler. Die IG Metall hat in ihren Branchen schon einige Verbesserungen erreicht. Sie kann aber nicht alles über tarifliche und betriebliche Maßnahmen retten, was die Politik versäumt. Daher geht es um eine stärkere gesetzliche Regulierung für das Ziel „Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“. Argumente, die auch auf dem Kurswechsel-Kongress diskutiert werden. Weiterlesen
Zukunft der Arbeitsgesellschaft : Was sagt die Wissenschaft?
Drei Arbeitswissenschaftler der Universität Duisburg-Essen haben letztes Jahr ein Gutachten für das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie erstellt. Darin geben sie Impulse für die Arbeitsmarktpolitik der Zukunft. Eine Zusammenfassung.