Erneuerbare Energien sind die größte weltweite Wachstumsbranche. Und deutsche Hersteller sind für diesen Zukunftsmarkt gut aufgestellt. Von grünen Technologien profitieren auch Hersteller, die zurzeit benoch behaupten, die Energiewende schade ihnen. Das sagt Professorin Claudia Kemfert, Energieökonomin am Deutschen Institit für Wirtschaftsforschung, im Interview.
Welche Position nehmen deutsche Anbieter bei den Erneuerbaren Energien zurzeit im globalen Wettbewerb ein?
Eine "Pole Position": Sie sind für den internationalen Wettbewerb gut aufgestellt. Das gilt sowohl für den Windmarkt als auch größtenteils für die Solarenergie. In der Solarbranche herrscht mittlerweile ein irrsinniger Wettbewerb, der auch für einen enormen Kostendruck gesorgt hat. Das ist einerseits gut für die Verbraucher, die von den gesunkenen Kosten profitieren. Anderseits führt es aber auch dazu, dass es zu einer Konsolidierung kommt und der Druck auf einzelne Konzerne immer weiter zunimmt. Der Markt der erneuerbaren Energien ist nach wie vor der Zukunftsmarkt. Diejenigen Konzerne, die sich jetzt fit machen für diesen wichtigen Markt, werden auf jeden Fall mittel- bis langfristig die Nase vorn haben.
Wie schätzen Sie ihre Zukunftsperspektiven ein?
Absolut positiv. Man darf auch nicht vergessen, dass neben den direkten Anbietern erneuerbarer Energien auch die Anlagenhersteller, Monteure und Berater profitieren. Auch die Verbesserung der Energieeffizienz gewinnt immer mehr an Bedeutung, in nahezu allen Ländern der Welt, gerade durch eine immer weiter steigende Nachfrage nach fossilen Energien und anderen Ressourcen. Nachhaltige Energieversorgung und Mobilität bedürfen erneuerbarer Energien, aber auch einer verbesserten Energieeffizienz beispielsweise im Gebäude- und Mobilitätsbereich. Die deutschen Unternehmen sind dafür extrem gut aufgestellt. Sie führen viele Rankings globaler Unternehmen in diesen Bereichen an. Ein Beispiel ist die Chemieindustrie: Sie stellt Ersatzstoffe zum Öl her, aber auch Dämmmaterialien für die Fahrzeug- und Gebäudeindustrie. Auch wenn öffentlich die Sorge vor hohen Energiekosten häufig dominiert: Die deutschen Unternehmen können wie keine anderen vom Boom der Energiewende profitieren. Hunderttausende neue Arbeitsplätze sind so im kommenden Jahrzehnt möglich.
In welchen Ländern liegen die Märkte der Zukunft?
In Deutschland, Europa, gefolgt von Asien, insbesondere China, und den USA. Aber auch Japan folgt mit einem Ausstieg aus der Atomenergie. Aufgrund immer weiter steigender Preise für fossile Energien und andere Ressourcen sind alle Länder gut beraten, verstärkt auf Kreislaufwirtschaft, Ressourcen- und Materialeffizienz zu setzen. Die Fokussierung auf diese wichtigen Bereiche spart nicht nur enorme Kosten ein, sondern ermöglicht auch das Erschließen dieser wichtigen Zukunftsbereiche. Deutschland geht als erstes Industrieland diesen wichtigen Weg. Viele Länder werden dem Beispiel folgen. McKinsey hat im Rahmen einer jüngst vorgestellten Studie bestätigt, dass sich der Anteil der erneuerbaren Energien in den kommenden zwei Jahrzehnten weltweit versechsfachen wird und sie somit die größte global Wachstumsbranche darstellt. Dies birgt enorme wirtschaftliche Chancen – auch für deutsche Unternehmen.
Wo sind die stärksten Konkurrenten?
Eindeutig in Asien, im Bereich der Solarenergie, und auch in den USA, bei der Windenergie. Der Wettbewerb hat zu einem enormen Kostendruck geführt, von dem vor allem Verbraucher profitieren können. Somit erreichen diese Technologien schneller als bisher gedacht die Schwelle zur Wettbewerbsfähigkeit, wodurch wiederum die Nachfrage zunehmen wird. Sicherlich setzt insbesondere die USA aufgrund des starken Zuwachses von unkonventionellem Gas auf fossile Energien. Gaskraftwerke sind zudem besonders gut geeignet zur Kombination mit erneuerbaren Energien. Deutschlands Hersteller von Kraftwerken sind weltweit führend in diesem Bereich und können auch von dieser Entwicklung profitieren.
Wer sind die Verlierer der Energiewende und zu welchen (Innovations-)Strategien würden Sie ihnen raten?
Ich würde nicht von Verlierern sprechen, obwohl sich einige Unternehmen fälschlicherweise selbst so bezeichnen. Die klassische Industrie in Deutschland, die vor allem sehr energieintensiv ist, profitiert von den wachsenden Märkten der erneuerbaren Energien, der Verbesserung der Energieeffizienz oder nachhaltiger Mobilität. Mir fallen kaum Unternehmen ein, die sich diesen Herausforderungen der immer knapper und teurer werdenden fossilen Energien und Ressourcen sowie dem Umwelt- und Klimaschutz nicht stellen. Manche haben sicher bessere Ausgangsvoraussetzungen als andere. Es ist allerdings auffällig, dass manche Branchen öffentlich behaupten, diese Entwicklung schade der Branche, obwohl sie insgesamt davon profitieren. Die jüngsten Rankings haben das wieder einmal bewiesen. Man findet somit nicht nur die erwarteten Unternehmen wie Siemens als Supersector Leader im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) für Industrieprodukte, sondern auch beispielsweise BMW, Bayer oder Thyssen Krupp. Daran erkennt man, dass nahezu alle Unternehmen die Herausforderungen annehmen und dies mittlerweile Früchte trägt.
Viele private Stromverbraucher sind nicht glücklich darüber, dass sie die erneuerbaren Energien durch die EEG-Umlage oder die Umlage für Haftungsrisiken bei Netzausfall tragen sollen: Wird die Energiewende für die Bürger nicht zu teuer?
Die Unterstützung der Deutschen für die Energiewende ist nach wie vor hoch, sie sind auch bereit dafür zu bezahlen. Sicher sinkt die Akzeptanz mit immer weiter steigenden Energiepreisen. Anteilig zahlen die meisten Haushalte jedoch deutlich mehr für steigende Energiekosten durch Öl und Gas als für Strom. Die Energiewende soll ja vor allem auch den Haushalten durch eine verbesserte Energieeffizienz helfen, die Kosten zu vermindern. Somit können mittelfristig mehr Kosten eingespart werden. Das zu vermitteln und für die gesellschaftliche Akzeptanz der Bürger zu werben, wäre in der Tat Aufgabe der Politik. Schnellschüsse bei der Änderung der Finanzierung der Energiewende sind eher kontraproduktiv, vor allem, weil man Investoren Planungssicherheit vermitteln muss. Die Politik wäre besser beraten, eine vernünftige Ausgestaltung der Energiewende einzuleiten und für mehr Transparenz und weniger Verwirrung zu sorgen.
Sie sind auf dem Holzweg . Alles bisher Geschaffene ist nicht kostendeckend und ungeeignet für eine sichere BEDARFSDECKUNG des volkswirtschaftlichen Energiebedarfes (Grund und Spitzenlast). Nur, weil unsinnigerweise keine Anschubunterstützung, sondern auf 20 Jahre Subventionszusage vom Staat gegeben wurde, sich Investoren gefunden, die an der sicheren Rendite von mindesten 11 % teilhaben wollten. Lottogewinn. Ich bin nicht bereit die ohne Halt ansteigenden Stromkosten zu bezahlen. Das sollten die Berater und politischen Verantwortlichen übernehmen.