Die Arbeitsanforderungen, die Regulierung und die gesellschaftliche Wertschätzung von Arbeit haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich verändert. Diese Entwicklung findet vor dem Hintergrund von Massenarbeitslosigkeit statt. Die Intensivierung von Arbeit hat zugenommen. Besonders die psychischen Belastungen sind gewachsen.
Bei den Arbeitsanforderungen ist eine Tendenz zur Höherqualifikation und der Notwendigkeit von systematischer Weiterbildung/Umschulung zu beobachten. Unser (Berufs-)Bildungssystem ist diesen Anforderungen allerdings nur unzureichend gewachsen. Die Entwicklung von Arbeitsprozessen verläuft uneinheitlich. Sie geht von Bereichen mit stark indirekter Kontrolle bis hin zu harter Retaylorisierung. Die Möglichkeiten, Beschäftigten Gestaltungsspielräume einzuräumen, werden viel zu wenig genutzt. Die Erwartungen an Flexibilität und Mobilität sind stark gewachsen. Die hat beispielsweise erhebliche Probleme für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zur Folge, die sich durch die wachsende Frauenerwerbstätigkeit noch weiter verschärft haben.
Neben den traditionell regulierten Bereichen der Arbeitswelt entstanden neue Beschäftigungsfelder, in denen Gewerkschaften kaum vertreten waren. Der Niedrig-lohnsektor dehnte sich aus und prekäre Arbeitsverhältnisse vermehrten sich. Die gesellschaftliche Wertschätzung von Arbeit nahm – jedenfalls im öffentlichen Diskurs – deutlich ab.
Von einem alternativen solidarischen und ökologischen Entwicklungspfad erwarten wir eine Neuausrichtung von Arbeitspolitik: Arbeit soll entwicklungsfördernd sein, die Arbeitsorganisation beteiligungsoffen, die Arbeitsbedingungen gesichert und reguliert, Arbeitsmöglichkeiten hinreichend vorhanden, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich und das Bildungssystem, Beschäftigungsfähigkeit und die nötige Innovationskraft für eine nachhaltige Entwicklung bereitstehen. Arbeit soll die ihr gebührende gesellschaftliche Anerkennung erhalten.
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